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Masada |
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„Schon
lange sind wir, meine Mitkämpfer, entschlossen, weder den Römern noch sonst
jemand untertan zu sein außer dem Gott allein. Solange diese Hände noch frei
sind und das Schwert zu halten vermögen. Unversklavt von den Feinden wollen wir
sterben, als freie Männer mit Kindern und Frauen aus dem Leben scheiden.“ Diese verzweifelten Worte richtete Eleazar, der Sohn Jairs (oder: Ben Jair), an die Verteidiger von Masada.
Im
Jahr 66 u. Z. besetzten die Sikarier Masada. Mit den dort eroberten
Waffen zogen sie nach Jerusalem, um den Aufstand gegen die römische Herrschaft
zu unterstützen. Durch das Blutbad, das die jüdischen Aufständischen in den römischen
Garnisonen in Masada und Jerusalem anrichteten, zogen sie sich den Zorn der römischen
Weltmacht zu. Noch vor dem Ende des Jahres 66 u. Z. rückte die 12. Legion
der Römer unter Cestius Gallus nach Judäa vor und schlug vor den Toren
Jerusalems ihr Lager auf. Die Römer griffen die Stadt von allen Seiten an, und
es gelang ihnen, die Nordmauer des Tempels zu untergraben. Plötzlich zog Gallus
seine Truppen zurück und verließ aus
unerklärlichen Gründen Judäa. „Hätte dieser die Belagerung nur noch kurze
Zeit fortgesetzt, würde er die Stadt rasch in seine Gewalt bekommen haben“,
schrieb der Augenzeuge Josephus. Aber die Römer gaben sich damit nicht zufrieden. Vier Jahre danach rückte der Feldherr Titus mit vier Legionen gegen Jerusalem vor. Diesmal wurde die ganze Stadt zerstört, und Judäa kam wieder unter die eiserne Herrschaft Roms — außer Masada. Entschlossen, dieses letzte Widerstandsnest zu vernichten, umgaben die Römer die Festung mit einem dicken Wall und acht von Steinmauern eingefassten Lagern. Schließlich schütteten sie eine Erdrampe auf, die zum Gipfel führte — sozusagen ein von Menschen angelegter Berggrat von 196 Meter Länge und 55 Meter Höhe. Auf der höchsten Stelle bauten sie einen Turm und stellten einen Rammbock auf, mit dem eine Bresche in die Mauer Masadas geschlagen werden sollte. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die römischen Soldaten diese letzte judäische Festung stürmen konnten. Heute
noch zeugen die Umrisse der römischen Lager und des Belagerungswalls sowie die
riesige Rampe davon, wie der jüdische Aufstand endete. 1965 gingen eingehende
archäologische Ausgrabungen in Masada zu Ende. Über die Funde heißt es in dem
Werk The New Encyclopædia Britannica (1987): „Die
Beschreibungen des römisch-jüdischen Historikers Josephus — der bis dahin
einzige ausführliche Aufschluß über die Geschichte Masadas — erwiesen sich
als äußerst genau.“ Wie reagierten die Dolchmänner auf Eleazars Aufruf zum Selbstmord, als die Römer im Begriff waren, die Mauern zu durchbrechen? Josephus berichtet: „Alle erfüllten die Aufgabe . . ., mit eigener Hand Frauen und Kinder hinzuschlachten! . . . hierauf [wählten sie] zehn ihrer Genossen aus, die alle übrigen töten sollten. Hingestreckt an der Seite seiner Gattin und seiner Kinder und die Arme über sie ausbreitend, bot jeder von ihnen bereitwillig seine Kehle dem mit dem traurigen Amt Beauftragten dar.[] Kaum hatten diese ohne zu zögern alle getötet, als sie durchs Los die gleiche Entscheidung für sich selbst trafen. . . . Eine bejahrte Frau jedoch sowie eine Verwandte Eleazars [entkamen] . . . Die Zahl der Toten, Frauen und Kinder eingerechnet, belief sich auf 960.“ Offensichtlich
glaubten die Dolchmänner, der göttliche Autor der Hebräischen Schriften würde
ihren Aufstand gegen Rom segnen. In dem Werk The Universal Jewish
Encyclopedia heißt es: „Der fanatische Eifer der Juden im Großen
Krieg gegen Rom (66—73 u. Z.) wurde von ihrem Glauben getragen, dass
das messianische Zeitalter nahe sei. Der Verlust des Tempels bewirkte, dass über
das Kommen des Messias nur noch mehr gemutmaßt wurde.“ „Schwärmerische
Juden, die den Messias erwarteten, stützten ihre Berechnungen häufig auf das Buch
Daniel“, schreibt die Encyclopedia of Religion.
Tatsächlich sagte der hebräische Prophet Daniel das Kommen des ‘Messias, des
Führers’, voraus (Daniel 9:25). An zwei weiteren Stellen erklärte Daniel,
der Messias werde Weltherrscher und sein Königreich werde alle gegnerischen
menschlichen Regierungen vernichten (Daniel 2:44; 7:13, 14). Die jüdischen Revolutionäre des ersten Jahrhunderts meinten, die Zeit für die Erfüllung dieser prophetischen Visionen sei herbeigekommen. „Was sie jedoch am meisten zum Kriege getrieben hatte“, schreibt Josephus, „war [der Glaube, dass] . . . um diese Zeit einer aus ihrem Lande die Weltherrschaft erlangen würde.“ Aber Daniel hatte vorhergesagt, dass der messianische Führer zunächst „abgeschnitten“ werden sollte und dass die Stadt Jerusalem und ihr Tempel durch „das Volk eines [anderen] Führers, der kommt“, ins Verderben gebracht würden (Daniel 9:25, 26). Vor dem Aufstand der Juden (66 u. Z.) waren bereits Christenversammlungen in Judäa gegründet worden, natürlich auch diejenige in Jerusalem (Apostelgeschichte 9:31). Sie bestanden aus Juden, die glaubten, dass Jesus von Nazareth der Messias war, dessen Tod und Auferstehung vorhergesagt worden waren (Apostelgeschichte 2:22-36). Die Judenchristen verbreiteten eifrig ihre Glaubensansichten, während sie friedlich auf das zweite Kommen des Messias als Weltherrscher warteten. Jesus hatte angedeutet, dass er „nach langer Zeit“ wiederkommen werde (Matthäus 25:19, 31; 28:19, 20; Apostelgeschichte 1:8-11).
Was
hielt aber jene Judenchristen beim Ausbruch des Aufstands der Juden im Jahr 66 u. Z.
davon zurück, sich von dem anfänglichen Erfolg dieser Aktion mitreißen zu
lassen? Sie erinnerten sich zweifellos an die Warnung ihres Herrn: „Alle, die
zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26:52).
Jesus hatte zudem eine ausgewogene Ansicht über die nichtjüdische
Regierungsgewalt vertreten: „Zahlt Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge
aber Gott“ (Markus 12:17). Überdies hatte er vorausgesagt, dass sich Männer
als Messias ausgeben und sagen würden: „ ‚Ich bin es‘ und: ‚Die
bestimmte Zeit hat sich genähert.‘ “ Doch er hatte geboten: „Geht
ihnen nicht nach“ (Lukas 21:8). Sogar den Ausgang des Aufstands der Juden hatte Jesus vorhergesagt: „Wenn ihr . . . die Stadt Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann erkennt, dass ihre Verwüstung nahe gekommen ist. Dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, sollen hinausgehen, und die, die sich an Orten auf dem Land befinden, sollen nicht in sie hineingehen . . . Denn dann wird große Not im Land sein und Zorn über diesem Volk; und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und als Gefangene zu allen Nationen geführt werden“ (Lukas 21:20-24).
Durch die schreckliche Woge der Zerstörung, die dem Aufstand der Juden folgte, erfüllte sich Jesu Prophezeiung auf dramatische Weise. Aber die judäischen Christen entgingen diesen Ereignissen, indem sie gehorsam ‘in die Berge flohen’. „Vor der Belagerung Jerusalems durch Titus [70 u. Z.]“, heißt es in der Encyclopaedia Judaica, „zog die christliche Gemeinde nach Pella um.“ Interessanterweise lag Pella im Norden, in den Ausläufern eines Gebirgszuges jenseits des Jordan und war durch das Jordantal somit völlig von Judäa getrennt. „Man kann sich diese Flucht schwerlich erklären, wenn . . . [Jesu] Prophezeiung nach dem Ereignis aufgezeichnet wurde“, schreibt G. A. Williamson in der Einleitung zu dem Werk Josephus—The Jewish War (Josephus — Der Jüdische Krieg). Die erfolgreiche Flucht der judäischen Christen ist tatsächlich ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass sie Nachfolger des wahren Messias waren. |